TEIL XIII – Tag 6 (nach offizieller Bestätigung der Corona-Infektion)

Mittwoch danach – Ende gut! Alles gut?

Corona ade! Ich möchte dich nie wiedersehen! Wärst du ein Mensch, der mich enttäuscht hat, könnte ich zukünftig und dauerhaft auf dich verzichten. Ingrid und ich sprechen wieder über die Zukunft. Wir müssen uns eine Strategie ausdenken. Weniger Kontakte. Mehr Schutz durch Abstand. Öfter die Maske anziehen. Aber sicher wird der Moment kommen, wo man doch unvorsichtig ist. Und genau da nutzt das Virus seine Chance. Darin liegt seine Gefahr. Wie eine Schlange, die sich lange regungslos im Gras versteckt, bevor sie im geeigneten Moment zuschlägt. Können wir anderen bisher verschont Gebliebenen nach unserer Infektion etwas raten? Nein, eher nicht. Es ist nicht die Anpreisung eines Fahrzeugs, dass man jahrelang besessen hat und deren positive oder negative Eigenschaften man empfehlen kann. Als Kind hat man über unsere Köpfe hinweg entschieden, uns zu impfen. Kinderlähmung, Windpocken, Diphtherie und was weiß ich für Impfstoffe wurden in uns unschuldige kleine Lebewesen hineingepumpt. Im Nachhinein, 60 Jahre später, kann ich sagen, ich bin nie an den aufgezählten Krankheiten erkrankt. Vielleicht wäre ich es auch ohne Impfung nicht. Vielleicht würde ich auch ohne Anlegen eines Sicherheitsgurtes einen schweren Autounfall überleben? Mein verstorbener Freund und Ingrids Bruder Ewald wurde in den 70er-Jahren bei einem Autounfall aus seinem Cabrio herausgeschleudert. Und hat alles unverletzt überstanden. Wäre es mit Gurt anders gekommen? Wobei wir wieder bei ,Hätte und Fahrradkette‘ wären. Ich habe vorher gezweifelt. Auch jetzt nach der Erkrankung, bin ich mir nicht sicher, wie es weitergeht. Thema: Long Covid. Doch eines ist sicher, ohne Zukunft macht die Gegenwart keinen Sinn. Und die Zukunft sind die Kinder, der Enkel. Dafür müssen alle körperlichen Kräfte aufgeboten werden, um noch so lange, wie wir gesund und geistig präsent sind, auf dieser schönen Erde bleiben zu dürfen. Seit Jahren versucht man uns den Blauen Planeten schlecht zu reden. Aber er ist doch gar nicht so übel, wie man ihn oft darstellt. Nein. Als kleiner Junge im Saarland der Sechziger habe ich mal geträumt, ich lebte auf einer Insel. Wie Huckleberry Finn  und Tom Sawyer, meine damaligen Helden.  Das Saarland war klein und heimelig und es ließ sich gut als Insel wahrnehmen. Heute leben wir im riesigen Europa. Global ist das Zauberwort. Wir schauen mit unseren kleinen Beinen über Landesgrenzen hinweg. Es ist eine andere Perspektive als in meiner Kindheit. Aber auch eine andere Wahrnehmung. Ich könnte auch heute gut wieder im kleinen Saarland leben. Ohne die tägliche Berieselung von News aus Europa oder vom Weltgeschehen. Es würde mir reichen zu hören, wenn in Saarlouis ein Sack Reis umgefallen ist. Umgestürzte Reissäcke in China interessieren mich da eher weniger. Ich habe viel Fern gesehen, während der Krankheit. Mehr als sonst. Talkshows, Serien, Fußballspiele. Das Angebot ist riesig. Von zwei Sendern in meiner Kindheit habe ich jetzt die Qual der Wahl. Wobei viel und oft über den Krieg in der Ukraine berichtet haben. Was mir im Ohr geblieben ist, ist die Forderung der ukrainischen Führung nach (noch) mehr Waffen. Vielleicht sollte die Bundesregierung unsere Geheimwaffe dauerhaft nach Kiew senden. M.A.S.Z.: Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Wenn das nicht hilft, hilft nichts. 😉

Lieben Dank, allen die zugehört und meine Tagebucheintragungen gelesen haben. Ich hab mich während dieser Infektion mit dem Tagebuch gesundgeschrieben und vor allem davon abgelenkt. Hinter all den Sätzen verbirgt sich einzig und alleine meine Meinung. Ich möchte nicht zwingend etwas verändern. Dafür sind andere gewählt und im Amt. Aber wir alle zusammen ergeben das Ganze. Der dümmste Spruch, den ich gerade gehört habe, lautet: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht! In diesem Sinne wünsche ich euch, bleibt fern vom Corona-Virus, und wenn sie euch doch trifft, macht das Beste daraus. Und immer daran denken, was ,Kapelle Petra‘ so treffsicher singt: Heut ist noch nicht Schicht (im Schacht)

Euer Krimi-Autor

Klaus E. Spieldenner